Malerei im Medienzeitalter

Im Streit zwischen dem vehementen Verfechter der Malerei und jenen, welche – anfangs in der Berufung auf die Fotographie, heute mit dem Hinweis auf die „neuen Medien“ – behaupten, die Malerei sei tot, könnten beide Parteien gewinnen, wenn sich nur ihre Genußfähigkeit von unreflektiertem Enthusiasmus, von distanzlosem Machertum bzw. von abstrakt – historischem Dogmatismus emanzipieren würde.

Wie die Fronten zum zerbröckeln gebracht werden können, zeigt exemplarisch seit nunmehr zwei Jahrzehnten der in Aachen tätige Künstler Ernst Mack. Indem er seine mit elektronischem Equipment arrangierte Produktion und Vermittlung akustischer Erfahrungen wie auch die Entwicklung seiner Malerei aus einer Neugier speist, die zugleich sinnlich und analytisch orientiert ist, gerät ihm der Gechichtsbezug der Gegenwart ebenso wenig aus dem Blickfeld wie der Gegenwartsbezug von Geschichte. 

 

Ausstellungsbesucher werden beim Betrachten der Bilder von Ernst Mack bemerken, daß die motivischen (zuweilen auch sprachlichen) Einsprengsel, welche von stets homogener werdenden, globalen Netzwerk der medialen Gleich – Zeitigkeit künden, mit der vom Künstler praktizierten „klassischen“ Maltechnik in einen intelektuell herausfordernden Widerspruch geraten können, dessen bildnerische Erscheinungsform durchaus genießbar ist, ohne daß damit die Radikalität gefährdet wäre, die jene Gemälde zu evozieren vermögen: daß nämlich die Vermittlung von Geschichte und Gegenwart in der außerkünstlerischen, d. h. in unserer alltäglichen Realität keineswegs so transparent und wünschbar, sondern – obgleich in   unseren Köpfen! – gegen unsere Interessen und möglichst so vollzogen wird, daß wir an unserer Interventionskraft zweifeln.

 

"Atelier Ernst Mack" (Foto: Ernst. Mack)
„Atelier Ernst Mack“ (Foto: E. Mack)

So werden die Werke von Ernst Mack zu metaphorischen Modellen einer Welt, in der sinniche und intelektuelle Lust eins sind, stark genug, um die Grenzen zu durchbrechen, an denen sie bis dahin (wie die Verfechter der Malerei einerseits, die Medienfetischisten andererseits) stets nur einsichtslos, weil isoliert, abprallten.

Text: Uli Bohnen